Reisebericht USA Januar 2019

Auch diesmal gibt es wieder einen Bericht, frei nach „wenn einer eine Reise tut“.

Diesmal beginnen die Ereignisse rund um die übliche Januarreise in die USA schon ein paar Tage früher. Vier Tage vor dem Abflug streikt das Sicherheitspersonal an den beiden Flughafen in Berlin. Am dritten Berliner Flughafen wird nicht gestreikt, denn dessen Rollfeld ist ja sowieso von VW besetzt. Besorgte Kollegen extrapolieren die Situation liebenswert auf meinen Abflugtag, den Donnerstag, für Düsseldorf. Und so werde ich am Mittwoch schon freundlich begrüßt mit einem „Hast Du schon gehört, morgen streiken die auch in Düsseldorf“. Mit Düsseldorf habe ich kein Glück, letztes Jahr sorgte der Wintersturm Friederike für einen Tag Verzögerung. 

Also ran an die Arbeit, bzw. arbeiten lassen. Unser Reisebüro redline travel nimmt sich der Sache an. Nun muss man zwei Dinge wissen: Für Fluggesellschaften sind solche Streiks so etwas wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche, sie sind also erstmal nicht in der Verantwortung. Dann könnte ich ja gleich in Amsterdam meinen Flug nach JFK antreten, von Aachen aus ist Schiphol per Bahn gut erreichbar. Aber von Düsseldorf via Amsterdam nach JFK fliegen ist billiger, da darf man nicht einfach „später einsteigen“. Also ist nervenzermürbendes Warten angesagt. Nachmittags dann die Mail von KLM – interessant denn es war über Delta gebucht – dass mein Flug DUS-AMS gecancelt ist. Zwar kann man den bei KLM auf der Homepage immer noch buchen, aber man muss auch nicht alles verstehen. Ich informiere redline travel und das Team legt los. Punkt 18:00 bekomme ich ein neues Ticket ab Amsterdam, diesmal von AirFrance. Über codesharing könnte ich auch noch lustige Geschichten erzählen.

Jetzt buche ich noch ein Bahnticket von Heerlen nach Schiphol und überrede meinen Sohn, mich früh morgens zum Bahnhof nach Heerlen direkt hinter der Grenze zu bringen.

 

Donnerstag um 5:15 fahren wir los zum Bahnhof, der Zug steht schon am Bahnsteig und um 05:49 fährt der Zug pünktlich ab. In Deutschland keine Selbstverständlichkeit. Ich stelle mir einen Wecker und halte ein kleines Nickerchen. In Utrecht muss ich umsteigen, die 10 Minuten nutze ich für ein kleines Frühstück. Pünktlich um 08:29 bin ich im Flughafen, checke ein, gebe mein Gepäck ab und passiere in kurzer Zeit und ohne aufzufallen die Sicherheitskontrolle. Die Zeit reicht für einen Cappuccino.

Das Boarding beginnt pünktlich und dank Comfort+ gehöre ich auch zu den Ersten, die in den Bus dürfen, denn anscheinend fahren wir mit dem Bus nach New York. Aber der Fahrer hat das Flugzeug gefunden, ich nehme meinen Platz ein und verteile mein Gedöns, das ich während des Fluges benötige. Jetzt noch 2-3 Emails, dann schalte ich meine Geräte in den Flugzeugmodus und kurz darauf sind wir in der Luft.

 

Oben in der Luft angekommen, prüfe ich meine Präsentationen für die kommenden Tage. Ich buche Internet, damit ich weiter erreichbar bin und erledige ein paar Emails. Auf langen Flügen kann man immer ein paar Dinge in Ruhe erledigen, wobei ein vernünftiger Kopfhörer hilft.

Nach dem Mittagessen mache ich dann doch die Augen mal kurz zu. Nach dem Aufwachen sehe ich, dass wir eine Stunde früher in New York ankommen werden. Für LonMark mache ich auch noch ein paar Hausaufgaben und widme mich noch der Spezifikation von neuen Geräten.

Die Landung auf JFK ist unglaublich sanft, das habe ich bisher noch nie erlebt. Die beim Fliegen eingesparte Stunde verliere ich dann leider bei der Immigration, anscheinend sind vier große Flieger praktisch zeitgleich gelandet. Für mich ist das aber kein Problem, ich bleibe ja in New York. Nach der Kontrolle suche ich meinen Koffer, dann geht es zum Taxi. Wenige Minuten später bin ich auf dem Weg nach Brooklyn und gerate in die rush hour. Noch eine Stunde während der ich das ein oder andere Mal die Skyline von Manhattan mit Millennium Tower, Empire State und Chrysler Building bewundern kann. Der Check-in im Hotel verläuft freundlich und schnell. Im Zimmer erwartet mich eine Fitnesseinrichtung, aber ich packe erstmal die Sachen, die ich während der beiden nächsten Tage benötige, aus. Bevor ich mich frisch mache, gibt es noch ein wenig Stretching und die Faszienrolle löst die Verspannungen im Rücken vom langen Flug.

Ein paar Telefonate und Mails sind noch zu erledigen, dann gehe ich zum Abendessen. Ich habe mir ein kleines arabisches Restaurant in der Nähe ausgesucht. An der Hotelbar schließe ich den Tag mit einem Glas amerikanischen Riesling ab.

 

Das Schöne an Reisen in die USA ist, dass man ja praktisch bis mittags schlafen kann. Also stehe ich gut erholt auf und nach den ersten Emails – ja macht man den noch irgendetwas anderes? – geht es unter die Dusche, danach zum Frühstück. Ich wähle eins mit 580 kcal – ist ja ein Fitnesshotel – und frisch gepresstem Orangensaft. Der taucht aber in der Liste der Kalorien nicht auf. Nach dem Frühstück entscheide ich mich doch mit zwei Handys zu arbeiten. Das iPhone kommt mit der US SIM Karte besser klar, jetzt geht’s mit LTE Geschwindigkeit auch unterwegs ins Internet.

 

Weil die Sonne scheint und morgens für einen Blick auf Manhattan günstig steht mache ich das Beste, um die Zeitverschiebung zu bewältigen. Ich begebe mich auf einen ausgedehnten Spaziergang nach DUMBO. Das hat nichts mit dem kleinen Elefanten mit den großen Ohren zu tun sondern steht für Down Under Manhattan Bridge Overpass und bezeichnet das nette kleine Viertel zwischen Manhattan und Brooklyn Bridge. Zum Glück ist denen bei der Namensfindung noch das Wort Overpass eingefallen, sonst wäre etwas Dummes herausgekommen. Morgens hat man eine faszinierende Aussicht auf die beiden beeindruckenden Brücken und die Skyline von Manhattan. Ein paar Leute sind unterwegs und es wird fleißig fotografiert. Zwar scheint die Sonne und der blaue Himmel sieht nach Photoshop aus, aber es ist kalt und der Wind am East River lässt die Temperaturen gefühlt noch ein paar Grad sinken. Hätte ich mal Handschuhe mitgenommen. In den Empire Stores wärme ich mich kurz auf, dann geht es zurück ins Hotel.

 

Ein heißer Kaffee tut jetzt gut und ich bereite mich auf mein Meeting vor. Ich bin ja nicht zum Spaß in New York. Per Mail schicke ich ein paar Bilder an die Kolleginnen und Kollegen. So entstehen dann die Mythen, ich sei in Urlaub. Für meine Besprechung sind jetzt Anzug und Krawatte fällig und kurz vor 13:00 bin ich bei meinem Termin. Das Meeting dauert länger als geplant, das ist ein gutes Zeichen. Da ich die Leute auch zum ersten Mal kennenlerne sind die gute Atmosphäre und das große Interesse sehr angenehm. Das Eisen ist im Feuer, jetzt muss geschmiedet werden. 
Im Hotel angekommen wird erst mal der Anzug geschont, den werde ich auf dieser Reise ja noch benötigen. Es gibt wieder einen Kaffee. Per Email gebe ich eine erste Rückmeldung zum Meeting nach Hause.

Eine kleine Pause tut gut, es gibt erneut Kaffee. Meine frischen Eindrücke und Erinnerungen der Besprechung halte ich in einem Bericht fest und lege die Punkte für die Nacharbeiten fest. Ein paar Punkte recherchiere ich nach, dann geht der Bericht ab an die Firma.

Zum Abendessen gehe ich in ein nahe gelegenes BBQ-Restaurant. Leider ein Fehlgriff, aber auch keine Katastrophe und nicht wirklich schlimm. Weniger essen ist ja auch gesund und ich gehe die paar Minuten zurück zum Hotel durch den Frost. Dort bestelle ich für den nächsten Morgen einen Transfer zum Flughafen. Per APP checke ich schon mal für den Flug am nächsten Tag ein. Den Abend lasse ich wieder mit einem Glas Riesling ausklingen.

 

12.1.2019

Heute ist der Himmel ein wenig bewölkt, mit -4°C ist es etwas kälter als gestern. Es ist Reisetag, der Flug nach Atlanta steht an. Nach dem Frühstück heißt es also Kofferpacken. Ich höre ein wenig WDR2 und rufe mal Zuhause an. Später erreicht mich per Handy noch eine Bekannte.

 

Der Koffer ist geschlossen, ich gehe zur Rezeption und checke aus. Mein Taxi ist auch schon da und zügig geht es zum Flughafen Newark. Es geht über die Manhattan Bridge auf den Big Apple und auf der anderen Seite wieder raus nach New Jersey. Nach kurzer Fahrt erreiche ich den Flughafen und gebe mein Gepäck ab. Die Sicherheitskontrolle ist wie üblich. Ich hole mir einen Kaffee und einen Bagel als kleines Mittagessen und arbeite an einem Whitepaper. Die Sicht ist gut und ich kann über den Flughafen hinweg noch ein Bild der Skyline von Manhattan mit dem alles überragenden Millennium Tower machen. Das Boarding beginnt pünktlich und verläuft diszipliniert. Das ist auch gut so, denn der Flug ist voll. Ich habe mir ein paar Manuals aufs iPad geladen, so kann ich den Flug mit Lektüre verbringen. Auch die Samstagszeitung gehört dazu.

In Atlanta angekommen hole ich meinen Koffer am Band ab und nehme ein Taxi zum Hotel. Bei dieser Reise habe ich auf Mietwagen verzichtet. In New York ist das sowieso Unsinn. Mein Hotel in Atlanta liegt nah am Messezentrum und es gibt Shuttlebusse zum Kongresszentrum. Leider erwartet mich im Hotel eine böse Überraschung: Nach Angabe meiner Kreditkartennummer am Donnerstag hat man die Buchung nicht bestätigt sondern storniert. Da aktuell alle Hotels in Atlanta praktisch ausgebucht sind, ist das eine kleine Katastrophe. Ich beschwere mich höflich – ich bin‘s ja nicht schuld – und das Hotel Management versucht das Problem zu lösen. Im Zimmer packe ich erstmal gemütlich aus.

Im Hotel esse ich zu Abend, diesmal gibt es Rotwein. Unruhig geht es zu Bett, denn ich möchte nicht ab Montag unter einer Brücke schlafen.

 

13.1.2019

Um 05:00 werde ich wach, ich will aber eigentlich nicht aufstehen. Ich gebe mir einen Ruck und gehe in den Fitnessraum und betreibe auf dem Crosstrainer ein wenig Stressabbau. Nach dem Duschen wird erst mal in aller Ruhe gefrühstückt. Der Tag geht gut weiter, denn das Hotel hat das Problem gelöst. Also kein Umzug in ein anderes Hotel oder Zimmer. 
Mein Zimmer verwandele ich in ein kleines Labor und teste mein Demoequipment. Alles hat die Reise überstanden.

 

Da ich erst mittags meine Besucher-Badge abholen kann, muss ich noch etwas die Zeit totschlagen. Zum Beispiel mit diesem Bericht. Ich bekomme ein Email von Ron Bernstein, er ist im Hotel angekommen und holt sein Frühstück nach. Da ich sowieso gerade zum Congress Centrum gehen wollte, treffe ich ihn erstmal im Restaurant und wir halten ein Schwätzchen. Zusammen fahren wir dann per Taxi los, denn er hat die ganzen Prospekte dabei. Wir holen unsere Badges ab und prüfen, ob der LonMark Stand gut aufgebaut ist. Wir treffen noch ein paar andere alte Bekannte beim Aufbau. Da Ron schon Meetings hat, gehe ich nun zu Fuß zurück. Das Hard Rock Cafe liegt auf dem Weg, dort kaufe ich ein Glas für meine Tochter um die Sammlung zu vervollständigen. Und ich treffe einen alten Bekannten aus Deutschland. Wir beschließen ein Bier zu trinken, in Deutschland ist es ja schon Abend. Wir sprechen über Geschäftliches, Privates und American Football. Nach einer guten Stunde in der Bar trennen wir uns wieder, in den nächsten drei Tagen werden wir uns noch oft genug über den Weg laufen.

 

14.1.2019

Wieder werde ich vor dem Wecker wach. Ich prüfe die Emails, lese die Aachener Zeitung, dann geht es unter die Dusche. Beim Frühstück ist noch niemand von den anderen da. Ich gehe zum Shuttle Bus und treffe noch Daniel Zotti. Zu Fuß gehen wäre die bessere Lösung gewesen, denn der Bus steckt im Stau fest. Am Congress Centrum angekommen trenne ich mich von Daniel, der sich noch registrieren muss, und gehe zum Stand. Shannon ist schon da, wir reden ein wenig und warten darauf, dass es losgeht. Es treffen alle weiteren LonMark Mitglieder ein, die sich angemeldet haben. Wir stellen fest, dass wir für ein Boardmeeting sogar ein Quorum hätten. Der Demoaufbau wird in Betrieb gesetzt, alles funktioniert wie erwartet. Der Tag könnte besser sein, er plätschert so vor sich hin. Wir wollen ja Kontakte knüpfen. Die Fläche für Gebäudeautomation ist relativ weit weg vom Haupteingang. Aber ein paar Interessierte finden ihren Weg. Leider ist es in unserer Ecke der Halle auch recht kalt, es zieht durch ein Hallentor. Um 17:00 ist Empfang bei Adesto. Ich treffe Chris Jodoin, der jetzt bei Echelon das Sagen hat. Am Abend ist gemeinsames Dinner, wir fahren zu einem Italiener. Nach einem netten Abendessen sind wir gegen 21:30 zurück im Hotel. Ich fange schon mal an, den Koffer für die Weiterreise zu packen.

 

16.1.2019

Um 06:00 geht der Wecker, ich hätte noch länger schlafen können. Ich quäle mich unter die Dusche um wach zu werden. Ich gewöhne mich an die Zeitdifferenz. Nach ein paar Emails gönne ich mir noch mal ein ausgiebiges Frühstück. Der Koffer wird fertig gepackt und ich zweifele, dass ich den Testaufbau jemals wieder reinkriege. Ich rufe Zuhause an und führe noch ein paar wichtige Telefonate. Dann checke ich aus, gebe den Koffer zum Lagern ab und gehe zu Fuß zur AHR. Das Wetter ist toll. Zwar ist es frisch, aber die Sonne scheint zwischen den Nebelfetzen kräftig durch. Die Spitzen der Skyline stecken noch im Nebel während deren Füße schon in der Sonne strahlen. Atlanta putzt sich für den Super Bowl heraus. Das sorgt für ein wenig Chaos, denn das Stadion liegt direkt neben dem Messezentrum.

 

Auf dem Weg zum Stand halte ich zwei kleine Gespräche. Dort führe ich noch abschließende Gespräche, die interessanten Dinge verrate ich natürlich nicht. Ich entschließe mich, den Demoaufbau in den USA zu lassen, denn Western Allied kann damit für uns Werbung machen. 
Das löst auch das Platzproblem im Koffer. Es halten sich Gerüchte, die Sicherheitskontrollen am Flughafen dauern wegen des Shutdown drei Stunden. Um genügend Zeit zu haben gehe ich zurück, hole meinen Koffer und ordere ein Taxi. Da ein anderer Gast auch zum Flughafen muss, teilen wir uns das Taxi. Ein Glücksgriff, denn anhand meiner Badge erkennt er mich als LonMark Vorstand. Mein Mitfahrer ist in der Führungsebene eines großen kanadischen Unternehmens und kennt sich mit LON aus. Aber nicht mit dem neuesten Stand und nach einem Kurzseminar beschließen wir, in Kontakt zu bleiben. Am Flughafen gebe ich mein Gepäck auf und passiere die Sicherheitskontrolle in ca. 50 Minuten, also deutlich schneller als befürchtet. Mit dem plane train geht es ins Terminal E. Ich mache etwas, was ich in den letzten Tagen unterlassen habe: Mittagessen. Auch wenn nur Mittwoch ist gehe ich ins TGIF. Weil ich ein Bier bestelle werde ich zwecks Alterskontrolle nach meinem Ausweis gefragt. Das werte ich als Kompliment und ruhe mich ein wenig aus. Das Steak lässt sich schwer schneiden, was wohl dem Plastikmesser geschuldet ist. Ok, scharfe Steakmesser gehören auch nicht ins Flugzeug. Dann rufe ich noch mal Zuhause an, schreibe ein paar Berichte und plane die ersten Aktionen nach der Messe. Boarding ist pünktlich und wir starten fünf Minuten früher. Im Flieger schreibe ich den Messebericht, danach ist Ausruhen angesagt. Über die Appalachen, an Louisville vorbei und über den Lake Michigan fliegen wir in die Nacht, es ist ein ruhiger Flug und wir kommen deutlich früher an. Sanft setzt das Flugzeug auf, der Pilot zeigt uns, was die Bremsen einer 737 können. Er nimmt einen high speed exit von der Landebahn, er hat wohl nach dem Flug Feierabend. Der Flughafen ist schon leer. Ich wandere zum Kofferband, per Taxi geht es in die Stadt. Das Artdeco-Hotel ist wunderschön. Zum Abendessen nehme ich eine Forelle, ich bin ja am Wasser. Die erneute Stunde Zeitverschiebung fordert Ihren Tribut und ich bin früh im Bett.

 

17.1.2019

Die weitere Stunde Zeitverschiebung lässt mich ausschlafen. Ich habe gute Laune, denn heute geht es nach Hause. Vor dem Frühstück gibt es noch ein paar Emails und ich rufe noch mal in der Gesytec an. Das Frühstück ist gemütlich, denn es wird am Tisch serviert. Das ist ruhiger als Buffet oder Starbucks und ich liebe das. Danach rufe ich Zuhause an und der Koffer wird zugeklappt. Ich checke aus, lasse den Koffer im Hotel und gehe einen Block weiter zum Kundentermin. In einer guten Stunde arbeiten wir die Dinge ab, die bei größeren Aufträgen üblich sind. Das erfolgreiche Meeting dauert nur eine Stunde und so nutze ich die Gelegenheit für einen Spaziergang am zugefrorenen Milwaukee River. In einer Stadt wie Milwaukee mit historischen Gebäuden muss man sich auch unbedingt die Eingangshallen anschauen. Es gibt viel Art Deco. Nach einer guten Stunde habe ich genug frische Luft getankt und fahre zum Flughafen. Beim Ausdrucken der Bordkarte fragt mich das Terminal, ob ich später fliegen möchte. Das verheißt nichts Gutes. Aber beim Abgeben des Koffers werde ich vom wie immer sehr freundlichen Delta Airlines Personal auf einen früheren Flug umgebucht. Bei der Sicherheitskontrolle ist nichts los, es bleibt noch Zeit für einen Abstecher zu Starbucks. Boarding ist pünktlich. Während des Fluges schreibe ich den Besuchsbericht. Über den Lake Michigan geht es nach Detroit, gelegen zwischen Lake Erie und dem kleinen Lake St. Clair. Um 15:25 landen wir sanft in leichtem Schneeregen, es ist neblig. Jetzt darf ich ein paar Stunden Zeit totschlagen. Dazu nehme ich die gesammelten Visitenkarten und bearbeite noch mal den Messebericht. Per Mail gehen dann die Berichte an die Kolleginnen und Kollegen. Um mich herum liegen tote Minuten und Stunden, ich bin nicht der einzige Zeitmörder. Während die meisten in Deutschland friedlich schlafen, wandere ich noch mal durchs Terminal. Mit 1,6 km Länge ist es das zweitlängste der Welt. An der Fontäne in der Terminalmitte ist ein Illy, also noch ein Latte Macchiato und ein Bananenmuffin. Mal sehen was morgen die Waage sagt. Gemütlich kann ich vom Café aus der Fontäne zuschauen. Die Anspannung der letzten Tage löst sich auf, und ich werde müde. Am Gate wieder angekommen sehe ich die pummelige 777-200 der Air France, die mich nach Paris bringen soll. Dünner Schnee überzieht die Tragflächen und das Kabinendach. Alle sind beim Boarding diszipliniert und rechtzeitig kann die Kabine geschlossen werden. Neben mir bleibt der Platz frei und dank ein paar Euro kann ich auch meine Beine ausstrecken. Nach dem Abendessen setze ich die Schlafmaske auf und versuche ein wenig zu ruhen.

18.1.2019

Dieser Nacht fehlen 6 Stunden. Gegen 09:30 geht das Kabinenlicht wieder an. Weil ich keinen Hunger habe, nehme ich nur einen Kaffee. Auf dem Monitor sehe ich wie das Flugzeug südlich an Irland vorbei, dann über Cornwall hinweg Kurs auf Paris nimmt. Um sich auf CDG zurechtzufinden gibt es ein Video, das ist hilfreich. Ebenso wie die Anzeige der Terminals der Anschlussflüge. Aufgrund der Enteisung in Detroit setzen wir ein paar Minuten zu spät auf. Die Sonne begrüßt mich. Im Terminal mache ich mich auf den Weg zum Terminal 2G. Meine Smartwatch gefällt dem Detektor nicht und auch mein Rucksack wird unter die Lupe genommen. Mit dem Bus gibt es danach eine kleine Rundfahrt zum anderen Terminal. Dort ist Passkontrolle. Obwohl ich struwwelig und stoppelig aussehe, werde ich erkannt. In Heathrow dauert das dreimal länger. Ich melde mich Zuhause und in der Firma. Dann doch, der Flug hat ca. 20 Minuten Verspätung. Es ist die einzige der letzten 8 Tage. Nachdem meinem letzten Flug das Gate zugewiesen wird, steige ich in eine nette kleine Embraer 170 ein. Die Brasilianer bauen gute Flugzeuge. Ich mache die Augen ein wenig zu. Als kleinen Snack gibt es ein kleines Brötchen mit Ziegen- und Walnusskäse, vive la France. Dazu ein Kaffee, jetzt ausnahmsweise mit Zucker. In der Luft fällt die Orientierung schwer, darüber hinaus werden die tiefer liegenden Landschaften von Nebel bedeckt. Die höheren Gebiete sind leicht mit Schnee bedeckt und ich rätsele, wo wir gerade sind. Doch Rursee, die lange gerade Neubaustrecke der A4 und die charakteristischen Wolkentürme der Braunkohlekraftwerke die aus dem Nebel steigen verraten es. Wir verlassen die Eifel und schon beginnt der Landeanflug auf Düsseldorf. Kurze Zeit später bin ich im Terminal. Auf dem Weg zum Kofferband bekomme ich eine Email von Air France, dass mein Koffer gefunden wurde. Das verheißt nichts Gutes und so ist es auch. Mein Koffer ist in Paris geblieben. Beim Gepäckservice gebe ich meine Kontaktdaten an. Ich werde von meinem Sohn abgeholt. Wir finden uns trotz Schwierigkeiten und durch die neblige Landschaft geht es in das sonnige Aachen. Meine Frau nimmt mich in die Arme. Nach 20 Stunden Reisezeit bin ich wieder Zuhause. Wir trinken einen Kaffee, dann geht es unter die Dusche. Jetzt wird der schulterschonende Trolleyrucksack ausgepackt, auf meinen Koffer muss ich ja noch warten. Weil ich im Flugzeug wenig geschlafen habe bin in abends früh müde. Das ist gut für die Zeitumstellung.

 

19.1.2019

Nachmittags kommt der Kurier mit meinem Koffer. Nach 223 km Eisenbahn, 6 Flügen, 19.660 km und 22:24 Stunden in der Luft und einigen Taxifahrten ist die Reise beendet. Eine Smartwatch ist bei einer Reise in eine andere Zeitzone praktisch, überrascht aber mit der Mitteilung im Flugzeug, dass ich mich nun ausreichend körperlich bewegt habe. Auch die Aufforderung zum Aufstehen während des Fluges durch mein Gadget am Handgelenk belustigt.

Nach der Reise ist vor der Reise, die nächsten Termine warten schon.